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Kinder der Zukunft: Wie können wir sie besser bilden?

Unsere Lebenswelt wandelt sich- schneller, als sie es je zuvor getan hat. Klimawandel, Digitalisierung, der Vormarsch von Künstlicher Intelligenz werden weitreichend unseren Alltag verändern, in einem Ausmaß, das heute kaum absehbar ist.

Wie wird die Welt 2080 aussehen? Keiner kann diese Frage beantworten. Aber was wir wissen, ist, dass die Kinder, die heute die Schulnbänke drücken, in dieser Welt leben werden, es in ihre Verantwortung übergeht Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit konfrontiert mit den Herausforderungen der Zukunft aufrecht zu erhalten und umzusetzen.


Und was bereitet sie auf diese unfassbar schwierige Aufgabe vor? Ein Schulsystem, dessen Struktur und Grundzüge aus dem 19. Jahrhundert stammen, das in seiner Dreigliedrigkeit weiterhin ursprünglich militaristische Hierarchien aufrecht erhält und darauf ausgerichtet ist frontal Inhalte zu vermitteln. Inhalte, wie Mathematik und Naturwissenschaften, die willkürlich von einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft vor vielen Jahrzehnten ausgewählt und seither wenig verändert wurden.


Die Zeit, die Kinder und Jugendliche in der Schule verbringen, ist kostbar. Ist es weiterhin verantwortbar, dass diese Zeit genutzt wird, um in einzelne Fächer untergliedertes Wissen zu lehren, das in großen Teilen im Leben dieser Kinder nur Verwendung darin findet gute Noten zu schreiben und ihren Wert anhand dieser Noten im Vergleich zu Mitschüler*innen zu messen?


Ich sage: Nein. Wir brauchen eine neue Art des Lernens, der Bildung, der Schule. Ein Lernen, das vom Interesse des Subjekts, der Schüler*in, ausgeht. Eine Bildung, die abrückt von der Zentriertheit um Themen, hin zu einer Vermittlung und Förderung von Kompetenzen, wie Systemkompetenz, Selbstregulation, Medienkompetenz und das Verständnis von Wissenschaft.

Einer Schule ohne feste Klassenverbände und frontalen Unterricht, wo Schüler*innen in ihrer eigenen Zeit selber entscheiden können, wie sie was lernen und sie den eigenen, individuellen Lernerfolg rückgemeldet bekommen, anstatt mit ihren Mitschüler*innen verglichen zu werden.

Wir müssen es Lehrkräften ermöglichen ihre Zeit flexibel und fokussiert für die individuelle Beratung von Schüler*innen und die Unterstützung von Schüler*innen mit besonderen Förderbedarf zu verwenden.


Eine Umsetzung dieser Forderungen könnte zum Beispiel durch Projektunterricht erfolgen. Hierbei wird die Welt nicht in einzelne Fächer untergliedert betrachtet und in diesen Fächern Fakten gelehrt, sondern wird die Vernetzung verschiedener Inhalte und ein Verständnis nicht von Fakten, sondern von dem, was Wissen eigentlich ist und woher es kommt, gefördert.


Ein Verständnis von Demokratie und dem eigenen Anteil an der Entscheidungsfindung in einer demokratischen Gesellschaft ist grundlegend für den Erhalt und den Ausbau unserer demokratischen Gesellschaftsform. Schüler*innen müssen nicht nur inhaltlich lernen, was Demokratie ist, sie müssen die Chance bekommen Demokratie zu leben. Nicht symbolisch, mit wenig echter Entscheidungsgewalt, wie heute in der Schüler*innen Vertretung (SV), sondern mit weitreichenden Zugeständnissen an Gestaltungs- und Entscheidungsfreiräumen der Schüler*innen. So kann ein offener Diskurs unter den Schüler*innen über zum Teil kontroverse Themen gefördert werden.


Nicht umsetzbar? Eine Utopie, für die es an Geld, Personal und Ressourcen fehlt?


Es gibt bereits (Regel-)schulen, wie die Richtsberg-Gesamtschule Marburg, die Ideen wie die Auflösung der Klassenverbände, Selbstbestimmtes Lernen und Projektunterricht in ihr Schulkonzept mit aufgenommen haben. Diese Transformation erfordert Arbeit und in einem gewissen Maße den Willen kurzfristig Mehraufwand (wie in Aufbereitung der Arbeitsmaterialien, sodass diese selbstständig zu bearbeiten sind) in Kauf zu nehmen. Doch langfristig bleibt der Personalbedarf dieser „Zukunftsschulen“ weitestgehend gleich und kann effektiver eingesetzt werden.

Und gleichzeitig wird eine aktivere, inklusivere und weniger hierarchische Schulkultur gefördert.


Trauen wir uns etwas. Für die Kinder. Für die Zukunft. Und lasst uns die Baustellen im Bildungswesen angehen. Denn was durch Corona offensichtlich wurde, läuft schon lange falsch.

Ideen zur Förderung der Schultransformation von der Stadt aus sind zum Beispiel ein Gremium über Schultransformation, was die Schulleiter*innen der verschiedenen Schulen zum Austausch zusammenbringt. Hier können Erfahrungen und Ratschläge und Feedback ausgetauscht werden. Auch können innerhalb der Schulen Gremien für Transformation entstehen, aus Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern.

Um die Kosten für ggf. anfallenden Umbau (wie für Lernräume, Expert*innenberatung) zu decken, gibt es bereits von der EU und dem Land viele Ausschreibungen für Fördermittel. Hier braucht es Klarheit, an wen in der Stadt sich Schulen wenden können, um dazu beraten zu werden.

Und natürlich müssen auch Lehrer*innen-Fortbildungen zum Thema Schultransformation gefördert werden. Hier bietet sich zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit den Bildungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg an.



Die Inhalte für diesen Blog Post wurden zusammen mit Salomon Lips von der Klimaliste erarbeitet.


Für eine ausführlichere Kritik am deutschen Schulsystem empfehle ich dieses Video von Simplicissimus: https://www.youtube.com/watch?v=fxvvMjDCo_4

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